Instrument des Jahres: Trompete



Spanisches Lüftchen, venezianisches Feuerwerk

06.07.2009

Kieler Nachrichten vom 3. Juli 2009

Junge Trompeter spielten mit dem Kammerorchester der CAU im Kieler Schloss

Kiel – Am Schluss verabschiedeten sie sich alle gemeinsam mit einem flott musizierten Stück: Sechs junge Trompeten-Virtuosen demonstrierten im Semesterkonzert des Kammerorchesters der Christian-Albrechts-Universität im Kieler Schloss und als Beitrag zum Landesmusikrat-Projekt „Instrument des Jahres“ eindrucksvoll ihr Können. Andre Schoch, Rudolf Lörinc, Anne Heinemann, Yoshiko Oizumi, Johannes Bartmann sowie Björn Kadenbach stammen aus der Hamburger Meisterklasse von Matthias Höfs und glänzten jeweils mit einem
Werk der Trompetenliteratur.

Zwei von ihnen hatten musikalisch den größten und schwierigsten Anteil: Während Andre Schoch mit dem etwas papiermusikalischen Konzertstück f-Moll op. 11 des 1869 geborenen Willy Brandt eine sagenhafte Leistung auf höchstem Niveau bot, brillierte Björn Kadenbach mit lockerem Ton-Ansatz und flinken Fingern mit den virtuos bearbeiteten Variationen zu Karneval von Venedig von Jean-Baptiste Arban, dessen gefürchtete Trompetenschule aus dem 19. Jahrhundert heute noch zur berühmten Standardliteratur gehört. Mit Oskar Böhmes wagnerschwerem Adagio religioso aus dessen Konzert f-Moll zeigte Rudolf Lörinc einen tragfähig-schönen Ton, während man die von Anne Heinemann mit großer Klasse und Übersicht interpretierte Konzertetüde op. 49 von Alexander Goedike eher locker-vergnügt genießen konnte.

Das Orchester, welches unter der Leitung von Klaus Volker Mader zeitweise klangmächtig begleitete, umrahmte die Darbietungen im ersten Teil mit einer wenig feurigen Carmen-Suite von Georges Bizet sowie mit der sehr  anspruchsvollen Tondichtung Finlandia op. 26 von Jean Sibelius. Im zweiten Teil änderte sich der Charakter zur leichte(re)n Muse – mit ihren technischen Untiefen und unwägbaren atmosphärischen Strudeln. Beispiele: Franz von Suppés an sich spritzige Ouvertüre zu Dichter und Bauer und das hörbar schwierig zu intonierende Capriccio italien op. 45 von Tschaikowsky.

Mit dem American Eagle Waltz von Jacques Offenbach animierte Oizumi den Klangkörper dazwischen zu (fast) beschwingter Salonmusik. Bartmann spielte das knappe, aber reizende Albumblatt von Alexander Glasunow, bevor Kadenbach eben jenes sprühende Karnevalsfeuerwerk zündete – und das Publikum fast in den hellen Wahnsinn trieb.

 

von Werner Bodendorff

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Kieler Nachrichten vom 3. Juli 2009