Instrument des Jahres: Trompete



Vielfalt aus dem Blechtrichter

16.01.2009

Zeitungen des shz vom 16.1.2009

Zum zweiten Mal stellt der Landesmusikrat ein Instrument zwölf Monate lang in den Fokus. Nach der Klarinette im Jahr 2008 wurde gestern in Kiel die Trompete zum Instrument des Jahres 2009 gekürt.

 

Kiel

Sie ist im Barock genauso zu Hause wie im Jazz sowie in der Pop- und Unterhaltungsmusik, wird seit Jahrhunderten gespielt und wurde nun vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein zum Instrument des Jahres gekürt: die Trompete. Auch wenn sie als Solo-Instrument nicht die Popularität von Violine oder Klavier hat, ist die Trompete aus der Musik nicht wegzudenken. „Wenn man das Radio andreht, und sich vorstellt, da wären keine Trompeten, würde es ganz schön ruhig werden“, sagt Professor Matthias Höfs, der das Instrument an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg unterrichtet und Botschafter des Trompetenjahres ist.

Es ist diese Vielfalt bewegte den Landesmusikrat zu seiner Wahl: „Die Trompete ist ein genreübergreifendes Instrument“, sagte Präsident Dr. Klaus Volker Mäder. „Dadurch haben die musikalischen Institutionen des Landes, wie Musikschulen oder -vereine, eine große Chance, sich im Jahr der Trompete einzubringen.“

Ein Beispiel für den früheren Gebrauch der Trompeten, nämlich dem Spiel zu Signalzwecken, lieferten zur gestrigen Präsentation Höfs und vier seiner Studenten mit der „Intrada“ von Ronald Lo Presti.

Vorformen der Trompete entstanden bereits vor 3 500 Jahren: Die Ägypter spielten trompeten-ähnliche Instrumente aus Metall, ebenso die Griechen, die das Instrument „Salpinx“ nannten. Merkmal der damaligen Form: Ein lang gestreckter Klangkörper ohne Windungen. Erst beim römischen „Lituus“ und dem keltischen „Karnyx“ wurde ein gerades Rohr mit einem Tierhorn als Schallverstärker verbunden. Die Vorform der heutigen Bezeichnung – „Dromette“ – findet man 1470 in einem Dokument im sächsischen Pirna sowie in Martin Luthers Bibelübersetzung.

Im Barock (1600-1770) schließlich erhielt das längliche Instrument eine Windung und den Namen Barocktrompete. „Das war auch die große Blütezeit“, sagt Höfs. „Bei Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach kam das Instrument immer dann zum Einsatz, wenn es um etwas Göttliches ging. Trompeten stellten nie etwas Trauriges dar.“

Ein eigenes Werk nur für das Blechblasinstrument – noch heute wird es Trompetenschülern bei Prüfungen abverlangt – entstand indes kurz nach dem Barock: 1796 komponierte Joseph Haydn sein Trompetenkonzert. Grund dafür war auch die Weiterentwicklung des Instrumentes: Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts konnte man nur sogenannte Naturtöne erzeugen, das heißt, dass nur mit Lippenspannung und Luftdruck Töne hervorgebracht werden konnten, was zur Folge hatte, dass nur hohe Lagen gespielt werden konnten. Die Erfindung der Klappen, die 40 Jahre später zu den noch heute gebräuchlichen Ventilen umfunktioniert wurden, ermöglichte schließlich das Hervorbringen tiefer Melodien.

Erneute Popularität erlangte die Trompete in der Romantik (1820-1850). „Die Trompeter komponierten ihre Stücke selbst, es entwickelte sich ein regelrechtes Virtuosentum“, sagt Höfs. Und heute strömen junge Trompetenspieler an die Universitäten: Sowohl in der Hamburger Hochschule für Musik und Theater als auch in der Musikhochschule Lübeck kann man sich nicht über fehlenden Nachwuchs beklagen: Die Trompetenklassen sind voll. „Heute gibt es auch viele hervorragende Solisten im Vergleich zu der Zeit vor 40 Jahren, da konnte man sie an einer Hand abzählen“, so Höfs. Und die wissen sich zu helfen, auch wenn Trompeten-Werke rar sind. „Man kann sich einiger Bearbeitungen bedienen, die für andere Instrumente geschrieben wurden“, sagt Höfs. „Den ,Hummelflug’ auf der Trompete zu spielen, ist schon eine Herausforderung.“

von Heike Trautloff

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Holsteinischer Kurier vom 16.1.2009